Neue Haut für den Dummy

Etwa 3.500 Crashtest-Dummies gibt es weltweit im Automobilbereich. Ob Mann, Frau oder Kind: Die Figuren sind ein reales Abbild lebendiger Verkehrsteilnehmer. Dabei handelt es sich um wahre Hightech-Produkte, die pro Stück 100.000 Euro und mehr kosten können. Schließlich müssen die Dummies bei einem Aufprall genauso reagieren wie Menschen aus Fleisch und Blut: und das mit jedem einzelnen Körperteil.

Hohe Standards

Ob Kopfhäute, Nackenkabel, Brustbeinteile oder Rippen: Standardisierte Ersatzteile und Baugruppen für die künstlichen Verkehrsteilnehmer bietet Robert Mayr mit der Dummies4You GmbH aus Bremen im weltweit ersten Onlineshop der Branche an. Jedes einzelne Ersatzteil lässt er nach exakten Vorgaben bei seinen Kompetenzpartnern produzieren. „Ein Dummy ist nichts anderes als ein Messinstrument, das sowohl in seiner Gesamtheit als auch in vielen Einzelkomponenten bestimmte Vorgaben erfüllen muss, die in Normen festgelegt sind“, erklärt Mayr.

Originalgetreue Kopfhaut

Während das Skelett der Versuchsfiguren aus Stahl und Aluminium gefertigt ist, bestehen viele Teile des Körpers aus PVC-Folien mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften und Materialstärken. Da sind einmal die PVC-Häute, die den Metallschädel des Dummy überspannen. Vor dem Verkauf werden sie in einem Kalibriertest in der Bundesanstalt für Straßenwesen beim Fallen auf ihr Verhalten getestet. Dabei gibt es vielfältige Anforderungen an das Material wie zum Beispiel Langlebigkeit im Testeinsatz und gute Eigenschaften beim Aufziehen der Haut auf den metallischen Schädel.

Doch das ist längst nicht alles. „Die Kopfhaut muss beim Aufprall durch ihr Dämpfungsverhalten sicherstellen, dass die Schädelverzögerung definierte Rückschlüsse auf das Verhalten des menschlichen Vorbildes zulässt. Des Weiteren sind Gewichtsvorgaben einzuhalten und Wünsche an die Haptik zu erfüllen: ein komplexes Produkt, das allein schon 300 Euro kostet“, so Mayr. Der hohe Preis erklärt sich durch die lange Entwicklungsarbeit und die geringen Stückzahlen in der Herstellung.

Crashtest-Dummy
(Fotos: Dummies4You GmbH)

Weiche Fleischteile

Wesentlich dicker als die Kopfhaut sind die Fleischteile des Dummy, die Arm- und Beinknochen ummanteln. Auch hier kommt eine PVC-Folie zum Einsatz, diesmal aber in einer geringeren Stärke von etwa 2-3 Millimetern. Die künstliche Haut ist mit anderen Materialien ausgeschäumt, um ein möglichst naturgetreues Ergebnis zu erzielen. Auch im Dummy-Bauchraum wird die PVC-Folie hinterschäumt, um eine weichere Haptik mit entsprechenden Dämpfungseigenschaften zu erreichen. Hände und Füße sowie der Brustkorb erhalten dagegen wieder massivere PVC-Häute ohne Unterfütterung.

Initialzündung im Urlaub

Die Idee für seinen Ersatzteil-Service kam Wirtschaftsingenieur Mayr vor etwa zwei Jahren im gemeinsamen Segelurlaub mit Hermann Steffan, Leiter des Institutes für Fahrzeugsicherheit an der Technischen Universität in Graz. Er berichtete von sehr langen Lieferzeiten für Ersatzteile von Crashtest-Dummies durch die Hauptzulieferer aus den USA und Japan. Mayr konzentriert sich derzeit noch auf die Automobilhersteller in Europa und auf die Testzentren wie ADAC und Dekra. Wenn sich die hohe Qualität und schnelle Verfügbarkeit seiner Produkte herumgesprochen haben, will er auch den weltweiten Markt für Dummy-Ersatzteile bedienen.

Weitere Informationen unter www.dummies4you.com.

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