Medizingerät für Transplantation: Revolution in der Organspende

In Deutschland werden jährlich etwa 870 Lebertransplantationen durchgeführt. Die Erfolgsaussichten für eine solche Operation stehen gut. Als problematisch erweist sich aber bisher, dass die überlebenswichtigen Spenderorgane nach ihrer Entnahme in nur wenigen Stunden implantiert werden mussten. Ein neues Medizingerät für Lebertransplantationen, das mit einem komplexen Schlauchset arbeitet, verdreifacht diese Zeitspanne jetzt auf bis zu 24 Stunden.

Mehr Zeit zum Leben retten

In Deutschland stehen etwa 9.500 Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan, 850 davon warten derzeit auf eine Lebertransplantation. Jetzt haben sie dank eines neuen Medizingeräts für Transplantation eine größere Chance, dass das Spenderorgan rechtzeitig eingepflanzt werden kann. Sobald ein passendes Organ gefunden ist, läuft die Zeit. Denn nach Entnahme der Spenderleber bleiben dem Operationsteam nur ca. acht Stunden Zeit, um das lebenswichtige Organ zu verpflanzen und erneut an den Blutkreislauf anzuschließen.

In der Zwischenzeit wird die Leber in einer Kühlbox bei niedrigen Temperaturen konserviert. Die kurze Vorlaufzeit macht diese Transplantationsart bisher schwer planbar. Deshalb hat die britische Firma OrganOx an einer neuen Lösung gearbeitet und ein Gerät entwickelt, mit dem das Spenderorgan für bis zu 24 Stunden „ex vivo“, also außerhalb des Körpers, künstlich durchblutet werden kann. Integraler Bestandteil des neuen Systems „metra“ ist ein komplexes Schlauchset, das von RAUMEDIC gefertigt und händisch im Reinraum zusammengesetzt wird. Beachtlich ist, dass es aus über 200 Komponenten besteht, darunter PVC- und Silikonschläuchen, Konnektoren und spezifischen Spritzgussteilen. 

Medizingerät zur Transplantation von OrganOx
Mit „metra“, einem Medizingerät für Transplantationen, ist die Leber etwa 24 Stunden außerhalb des Körpers überlebensfähig. (Foto: Raumedic AG)

Komplexes System – Medizingerät Transplantation

Kurz nachdem die Leber an das innovative Medizingerät für Transplantationen angeschlossen wird, befüllt sich das Schlauchset mit der „Blutkonserve“. Als künstliches Herz befördert der Pumpkopf das Blut über Schläuche in den Oxygenator. Dieser übernimmt die Funktion der Lunge, reichert das Blut mit Sauerstoff an und reguliert es auf Körpertemperatur. Spritzen führen dem Spenderorgan außerdem die notwendigen Nährlösungen zu. Die blutführenden Schläuche aus Weich-PVC bieten ein sehr gutes Rückstellvermögen während der Anwendung und zeichnen sich durch eine gute Blutverträglichkeit aus. Außerdem lässt sich das Material sehr gut mit nderen Werkstoffen verbinden.

Medizingerät zur Transplantation von OrganOx
Mit Hilfe des Kanülensets wird die Spenderleber an das Gesamtsystem angebunden. (Foto: Raumedic AG)

Zukunftsweisende Medizintechnik

„Wir sind stolz, dass unser Unternehmen mit dem komplexen Schlauchset einen Beitrag zu dieser revolutionären Technik leisten kann“, erklärt Axel Wunderlich, Anwendungstechniker bei RAUMEDIC, der das Projekt bereits seit dem Jahr 2009 betreut. Das Unternehmen liefert inzwischen mehrere hundert Schlauchsets pro Jahr an Transplantationskliniken. Die Zeichen stehen gut, dass immer mehr Patienten von der zukunftsweisenden Technik profitieren werden. Im Februar 2018 führte das Innsbrucker Transplantationszentrum als eines der ersten Zentren in Europa das innovative Gerät außerhalb einer klinischen Studie ein. Der weltweite Zulassungsprozess für das Transplantationsgerät ist ebenfalls angelaufen.

Mehr Informationen auf den Webseiten von Raumedic und OrganOx.

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