Exklusiv und innovativ: FREITAG mit neuem Store in Zürich

Die Messenger Bags des Schweizer Unternehmens FREITAG verkaufen sich seit ihrer Erfindung durch die beiden Grafikdesigner Markus und Daniel Freitag im Jahr 1993 außerordentlich gut. Etwa 250 Mitarbeitende verarbeiten jährlich unter anderem 500 Tonnen PVC-beschichtete alte LKW-Planen zu 500.000 Produkten wie Smartphone- und Laptop-Hüllen, Rucksäcken oder Einkaufstaschen. Der Erfolg der Marke liegt einerseits in der Idee der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft begründet, andererseits in der Innovationsfreudigkeit des Unternehmens.

Individualisierbare Taschen von FREITAG

Neuester Coup ist der FREITAG Store Grüngasse in Zürich. Hier können Kunden die schlichte fahrradtaugliche Tragetasche „F719 MEL GRÜNGASSE“ nach ihren Vorlieben individuell konfigurieren und sich am Produktionsprozess beteiligen. Basis ist ein Taschenhalbfabrikat aus gebrauchten PVC-beschichteten LKW-Planen in diversen Weißtönen mit Tragegriffen und einem heraustrennbaren Planenkreis in der Mitte.

Individualisierte Unikate: Jede Tasche aus dem Shop in der Züricher Grüngasse ist einzigartig. (Foto: FREITAG / Oliver Nanzig)
Individualisierte Unikate: Jede Tasche aus dem Shop in der Züricher Grüngasse ist einzigartig.
(Foto: FREITAG / Oliver Nanzig)

Zur Gestaltung dieser Aussparung sucht der Kunde aus einem reichhaltigen Angebot einen gebrauchten Planenrest aus und schneidet diesen per Cutter zu. Auch ein farbiger Planenriemen, mit dem sich das neue Lieblingsstück zum Rucksack umfunktionieren lässt, wird ausgewählt. Danach übernehmen die Profis die Fertigstellung der Tragetasche und produzieren aus dem weißen Planenstück aus der Mitte gleich noch ein Visitenkartenetui.

Interview mit Elisabeth Isenegger

Über den FREITAG Store Grüngasse sprach die Redaktion mit Elisabeth Isenegger, bei FREITAG für die Kommunikation verantwortlich. (Foto: FREITAG / Roland Tännler)
Über den FREITAG Store Grüngasse sprach die Redaktion mit Elisabeth Isenegger, bei FREITAG für die Kommunikation verantwortlich.
(Foto: FREITAG / Roland Tännler)

Frau Isenegger, wie entstand die Idee, Kunden in den Produktionsprozess der Taschen im FREITAG Store Grüngasse einzubinden?

In den FREITAG Geschäften konnte man sich zwar bisher sein Unikat aus einer Vielzahl von Taschen aussuchen, aber an der Zürcher Grüngasse gehen wir einen Schritt weiter: Wir wollen die Kund*innen weit über den Kaufprozess hinaus involvieren, indem sie ihr Unikat dort selber mitgestalten und fertigstellen. Die damit verbundene Auswahl der gebrauchten Planenstücke kann dabei schon mal zur Qual der Wahl werden, weshalb wir die Mikro-Manufaktur mit einem Augenzwinkern “Sweat-Yourself-Shop” getauft haben. Mit diesem Retail-Pilot kommen wir einerseits dem Bedürfnis unserer Fans nach individueller Customization nach, können aber gleichzeitig übriggebliebene Planenausschnitte aus der Produktionsstätte Zürich Oerlikon verwenden. In allem, was wir tun, geht es darum, in Kreisläufen zu handeln – auch bei unseren Produktionsresten.

Die Komponenten der Tragetasche, die eine versierte Mitarbeiterin zu einem Unikat zusammenfügt: eine fast weiße Tragetasche (rechts oben), verschiedene Planenreste für die runde Aussparung der Tasche (links daneben) und Planenriemen in unterschiedlichen Farben (ganz links). (Foto: FREITAG / Philip Frowein)
Die Komponenten der Tragetasche, die eine versierte Mitarbeiterin zu einem Unikat zusammenfügt: eine fast weiße Tragetasche (rechts oben), verschiedene Planenreste für die runde Aussparung der Tasche (links daneben) und Planenriemen in unterschiedlichen Farben (ganz links).
(Foto: FREITAG / Philip Frowein)

Der Taschen-Store steckte wegen COVID-19 zeitweise im Lockdown. Wie lief das Geschäft während dieser Einschränkungen?

Unser Sweat-Yourself-Konzept haben wir im Sommer 2019 zunächst als exklusives Offline-Angebot in der Züricher Innenstadt lanciert. Ausgelöst durch die Lockdown-Maßnahmen haben wir deshalb die Online-Umsetzung ins Zentrum gestellt. Wir wollten das Angebot aber trotz der Verschiebung auf Video Calls genauso persönlich umsetzen – fast so, als sei man als Kund*in selber in unserer Mikromanufaktur mit dabei. Es scheint, dass wir damit ein Bedürfnis getroffen haben, denn die individuellen Online-Fertigungstermine sind über zwei Monate hinweg ausgebucht. Trotzdem handelt es sich nicht um ein Massengeschäft, sondern vielmehr um das Zelebrieren des Unikat- und Kreislaufgedankens.

FREITAG hat von Anfang an auf gebrauchte LKW-Planen gesetzt. Welche Eigenschaften schätzen Sie an dem PVC-beschichteten Polyestergewebe am meisten?

Unser Recycling-Ansatz besteht in lebensverlängernden Maßnahmen für dieses unglaublich robuste und wasserabweisende Material, indem wir ihm ein zweites Leben in einem komplett neuen Kontext als Tasche oder Accessoire verschaffen.

Die Design-Vielfalt von FREITAG Taschen ist überwältigend, wie der weltweit einzigartige Online-Store mit seinen etwa 4.000 Unikaten zeigt. (Foto: FREITAG)
Die Design-Vielfalt von FREITAG Taschen ist überwältigend, wie der weltweit einzigartige Online-Store mit seinen etwa 4.000 Unikaten zeigt. (Foto: FREITAG)

Eine FREITAG Tasche ist aber nicht nur ein rezykliertes, funktionelles und robustes Produkt, sondern immer auch ein Unikat. Der Planenausschnitt ist auf keiner Tasche derselbe. Jede LKW-Plane bringt von ihrem früheren Leben auf der Straße ihre eigene Patina mit. In den letzten Jahren haben wir noch weitere ressourcenschonende Ausgangsstoffe in unseren Material-Baukasten aufgenommen. So haben wir zum Beispiel eine eigene Kleiderlinie – in Europa gefertigt und vollständig biologisch abbaubar: ein Beweis dafür, dass es möglich ist, kreislauffähige Kleidungsstücke zu produzieren.

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